Das Wort „Rente“ klingt für viele Anfangzwanziger so fern wie das Rentier am Nordpol. Warum jetzt schon an später denken, wenn das Leben gerade erst richtig Fahrt aufnimmt? Zwischen dem ersten Job, Studium oder Ausbildung, ersten Reisen und großen Träumen scheint der Ruhestand noch Lichtjahre entfernt zu sein. Und doch stellt sich eine stille, aber entscheidende Frage: Wer kümmert sich um das Morgen, wenn heute niemand damit beginnt?
Die Generation Z wächst in einer Zeit auf, in der nichts mehr wirklich sicher scheint. Weder die Weltpolitik noch das Klima und schon gar nicht das staatliche Rentensystem. Klassische Sicherheiten der Elterngeneration bröckeln. Wer heute jung ist, spürt intuitiv, das wenn man morgen gut leben will, man heute bereits klug handeln sollte.
Gen Z und die Planung der Altersvorsorge?
Viele der heute Anfang- bis Mittzwanziger haben ein feines Gespür für Verantwortung – nicht nur für soziale oder ökologische Themen, sondern zunehmend auch für die eigene Zukunft. Der Begriff „Selbstbestimmung“ spielt dabei eine zentrale Rolle. Lieber selbst vorsorgen, als sich später abhängig fühlen. Dennoch ist da oft diese Mischung aus Unsicherheit und Überforderung. ETFs? Riester-Rente? Betriebliche Altersvorsorge? Die Finanzwelt wirkt auf viele wie ein Labyrinth aus Fachbegriffen, Verträgen und Fallstricken. Kein Wunder, dass manche lieber auf später verschieben. Doch wer zu lange wartet, lässt wertvolle Zeit verstreichen.
Und genau hier liegt die Krux. Zeit ist der größte Verbündete der Vorsorge. Wer früh beginnt, profitiert vom Zinseszinseffekt, baut ein finanzielles Polster auf und kann mit kleinen Beträgen Großes bewegen. Es geht nicht darum, sofort mit einem dicken Sparplan durchzustarten. Vielmehr zählt der erste Schritt – und dieser ist oft einfacher, als man denkt.
Eine aktuelle Studie des Bankenverbands aus dem Jahr 2023 belegt, dass sich nur rund 29 % der 18- bis 29-Jährigen regelmäßig mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigen. Gleichzeitig wünschen sich über 60 % dieser Altersgruppe mehr Informationen und Unterstützung bei der langfristigen Finanzplanung. Damit wird deutlich: Das Interesse ist grundsätzlich vorhanden, doch es fehlt an Orientierung und einem einfachen Zugang zum Thema.
Kleines Gehalt, große Wirkung
Ein Beispiel, das gerne übersehen wird, obwohl es enormes Potenzial birgt, sind vermögenswirksame Leistungen – kurz VL. Sie klingen unscheinbar, fast ein bisschen verstaubt, doch hinter dem Begriff verbirgt sich ein echtes Vorsorge-Juwel für Berufseinsteiger und Azubis.
Viele wissen nicht, dass zahlreiche Arbeitgeber ihren Mitarbeitern monatlich bis zu 40 Euro zusätzlich zahlen, wenn dieses Geld in bestimmte Sparformen fließt. Etwa in einen Bausparvertrag, einen Fondssparplan oder einen Banksparplan. Diese Extrazahlung kommt zum Gehalt hinzu und kann sich über die Jahre zu einem soliden Startkapital entwickeln.
Klingt gut? Ist es auch. Wer clever kombiniert, kann sogar doppelt profitieren:
- Staatliche Förderung: Unter bestimmten Einkommensgrenzen winkt zusätzlich die sogenannte Arbeitnehmersparzulage – ein Zuschuss vom Staat, der die Ersparnisse noch weiter wachsen lässt.
- Geringe Einstiegshürden: Gerade bei kleinem Einkommen ist es hilfreich, wenn das Sparen automatisch geschieht – ohne zusätzliche Belastung des eigenen Budgets.
Man stelle sich also vor: Ein Azubi erhält 40 Euro monatlich vom Arbeitgeber, legt es sieben Jahre in einen Fondssparplan an und sichert sich zusätzlich die staatliche Förderung. Das Ergebnis? Eine Summe im vierstelligen Bereich – aus kleinen Beträgen wird ein wachsendes Vermögen. Es ist, als würde man einen Samen pflanzen, aus dem langsam, aber stetig ein starker Baum wird. Und dieser Baum kann später vieles tragen: Sicherheit, Freiheit, Unabhängigkeit.
Digitale Tools und Finanzbildung
Was der klassischen Finanzwelt oft fehlt, ist der richtige Ton – verständlich, ehrlich, relevant. Doch genau das trifft den Nerv der Generation Z. Wer heute jung ist, lernt nicht aus Faltblättern oder Bankgesprächen, sondern per Podcast auf dem Weg zur Uni, mit einem YouTube-Video am Abend oder über eine smarte Finanz-App auf dem Handy.
Und tatsächlich. Die Zahl digitaler Helfer, die sich speziell an junge Zielgruppen richten, wächst rasant. Sie holen komplexe Themen runter vom Elfenbeinturm und zeigen, dass Finanzplanung weder langweilig noch kompliziert sein muss. Ob Spar-Challenges, digitale Haushaltsbücher oder ETF-Coachings. Die Mischung aus Gamification, Klartext und Alltagstauglichkeit funktioniert. Es geht nicht darum, sofort alles zu durchdringen. Es reicht, neugierig zu sein, Fragen zu stellen, auszuprobieren. Besonders beliebt dabei sind:
- Finanz-Influencer mit Authentizität: Menschen, die ihre eigenen Erfahrungen teilen, statt Produkte zu verkaufen.
- Apps mit Automatisierungsfunktion: Tools, die jeden Monat kleine Beträge beiseitelegen – unauffällig, aber effektiv.
- Online-Seminare oder Crashkurse: Schnell zugänglich, visuell aufbereitet und genau auf die Lebensrealität der Zielgruppe zugeschnitten.
Finanzbildung wird damit nicht zur trockenen Pflichtlektüre, sondern zu einem Werkzeug, das Selbstvertrauen schenkt. Wer versteht, wie Geld funktioniert, verliert die Angst davor. Und wer das Thema Rente nicht mehr wegschiebt, sondern sich aktiv damit auseinandersetzt, gewinnt ein Stück Kontrolle über sein Leben zurück.
Frühstart-Rente und politische Relevanz für junge Vorsorge
Um das Interesse und Engagement der jungen Erwachsenen zu fördern, greifen neue politische Ansätze: Die sogenannte „Frühstart-Rente“ – ein staatlich geförderter Altersvorsorgevertrag, der direkt nach Volljährigkeit abgeschlossen werden kann. Das Ziel: jungen Menschen einen unkomplizierten Vorsorgestart ermöglichen und früh Eigenverantwortung stärken.
Die Finanzierung erfolgt mittels leichter monatlicher Einzahlungen in ein kapitalgedecktes Depot, das später das gesetzliche Rentenniveau ergänzt. Der Bankenverband begrüßt diesen Ansatz ausdrücklich und fordert zugleich, diesen Mechanismus mit finanzieller Bildung zu verknüpfen – damit effektiver Vorsorge ein solides Fundament bekommt.
Finanzplanung darf auch Freiheit bedeuten
Rente klingt oft nach Verzicht, nach Einschränkung – doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wer heute bewusst plant, erkauft sich morgen Freiheit. Ob ein Sabbatjahr mit 40, der vorzeitige Ruhestand mit 60 oder einfach das gute Gefühl, nicht von der gesetzlichen Rente abhängig zu sein – es geht um Gestaltungsspielraum. Um Souveränität. Um ein Leben, das nicht nur im Jetzt leuchtet, sondern auch in der Zukunft strahlt.
Die Generation Z denkt neu. Sie denkt vernetzt, nachhaltig und selbstbestimmt. Und genau deshalb ist sie bestens dafür gemacht, das Thema Altersvorsorge nicht als Pflicht, sondern als Chance zu begreifen. Es muss nicht kompliziert sein. Es beginnt mit einem Gespräch, einem Konto, einem kleinen Sparbeitrag. Es beginnt mit dem ersten Schritt.
Denn wer heute klug pflanzt, erntet später Sicherheit. Und vielleicht sogar mehr als das – Freiheit, Leichtigkeit und ein selbstbestimmtes Leben.
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